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S3 "Unterleibsschmerz"

Interdisziplinäre Aspekte der medizinischen Versorgung von
Patientinnen mit Migrationshintergrund

Die medizinische Versorgung von PatientInnen mit Migrationshintergrund (ausländische Mitbürger, Eingebürgerte, Aussiedler und Kinder aus binationalen Ehen), deren Zahl bei ca. 20% der Bevölkerung liegt, gehört zum ärztlichen Alltag.

Die damit assoziierten Barrieren und Herausforderungen finden sowohl in den Kliniken und Arztpraxen als auch in der medizinischen Fachpresse ein zunehmendes Echo. Doch wird im Prozess des Verstehens in der Begegnung zwischen Angehörigen unterschiedlicher Kulturen, in der Auseinandersetzung über Differenzen und im Aushandeln von Bedeutungen "das Fremde" eigentlich erst geschaffen und als solches definiert. Wie vor diesem Hintergrund interkulturelle Kommunikation zwischen den so genannten „kulturell fremden PatientInnen“ und medizinischem Personal im Krankenhaus verläuft, was sie unterstützt und was sie hemmt, ist Thema des Teilprojektes der Humanwissenschaftlichen Fakultät.

Die Fakultät legt mit ihrem interdisziplinären Teilprojekt (Modul S3 / Modul S10) den Schwerpunkt nicht ausschließlich auf das Thema „Migration“, sondern - dem Lehrgedanken des PJ-STArT-Blocks entsprechend - auf die „Interkulturelle Kommunikation & Kompetenz“ als Schlüsselqualifikation für die „Ärzte von Morgen“ (RUSSEL, A. et al. (2004).

Vor allem bei der Begegnung zwischen Arzt und Patient, die in  verschiedenen kulturellen Zusammenhängen sozialisiert wurden, hängt viel davon ab, wie die Kommunikation verläuft, da der Gesundungsprozess des Patienten oder der Patientin wesentlich davon betroffen ist. Sprachliche Grenzen sind dabei jedoch nicht das größte Hindernis, da diese oft von einem Dolmetscher überbrückt werden können. Weit schwieriger erscheint es oft, einander zu verstehen, wenn unterschiedliche sozio-kulturell geprägte Konzepte vorliegen, die in diesem Zusammenhang relevant seien können - z.B. Konzepte von Gesundheit, Krankheit, Schmerz, Scham oder Sterben und - damit verflochten - oft auch von Religion oder Familie.

Zwar prägt die soziokulturelle Herkunft das Handeln, Denken und Wahrnehmen des Individuums, doch bildet keine Kultur völlig starre, fest gefügte Strukturen, welche die Menschen unveränderbar festlegen. Jeder Angehörige einer Kultur kann ihre Bestandteile subjektiv interpretieren und in mehr als einer Weise danach handeln.

Im Modul S3 werden exemplarisch Begegnungen mit dem vermeintlich „kulturell fremden Patienten“ simuliert und im Kontext der medizinischen Lehre sowie mit Hilfe wissenschaftlicher Studien analysiert.
Um den Studierenden aufzuzeigen, was sie können und wo es ggf. noch Verbesserungsbedarf gibt, ist ein strukturiertes Feedback (der SimulationspatientInnen, der Kommilitonen und der Moderatorinnen) sowie die Methode der interkulturellen Supervision ein wesentliches Element des Moduls S3.

Es geht in erster Linie um die Verankerung der ´Interkulturellen Kompetenz` in der Konzeption der fallbezogenen Zusammenarbeit und die gemeinsame Reflexion der zukünftigen interkulturellen klinischen Arbeitswelt sowie der interkulturellen Teamentwicklung. Denn die „Interkulturelle Kompetenz“ ist unabhängig von dem Migrationsstatus eines Patienten eine Schlüsselqualifikation für eine humane, am Individuum orientierte Gesundheitsversorgung.

Erst die Erweiterung des kulturellen Wissens und des Repertoires an kulturspezifischen Formen der Kommunikation ermöglicht die Erreichung der offiziellen Approbationsordnung für Ärzte, welche die „fächerübergreifende Betrachtung von Krankheit“ voraussetzt und die „Erkenntnis über die Einflüsse von „Familie, Gesellschaft und Umwelt auf die Gesundheit“ als „geistige, historische und ethische Grundlage ärztlichen Handelns“ sieht. (ÄAppO §1). 

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