Mäuse im Labor -
Foto: Dorothea Hensen, MedizinFotoKöln
Forschung am Tiermodell ist derzeit noch unerläßlich für den medizinischen Fortschritt. Auch unter der Maßgabe, die Zahl der Tierversuche auf ein Mindestmaß zu reduzieren, finden neben In-vitro-Untersuchungen auch Tierversuche statt, um vor der Testung an Menschen potenzielle Verfahren und Wirkstoffe in nicht-klinischen Tests u.a. pharmakologisch und toxikologisch zu untersuchen. Dies ist notwendig, bevor neue Verfahren und Wirkstoffe in klinischen Prüfungen bei Menschen eingesetzt werden dürfen.
Am Forschungsstandort Köln ist dazu eine Leitlinie entwickelt worden, mit dem Ziel, die Verantwortung der Angehörigen der Universität für das eigene Handeln sicherzustellen sowie für die kontrollierte Durchführung von Tierversuchen, die Einhaltung der gesetzlichen Regelungen und eine offene und transparente Informationspolitik Sorge zu tragen.
Kurzinformationen
Rechtlich klarer Rahmen
Bei Tierversuchen kommt den Forscherinnen und Forschern die besondere moralische, ethische und gesetzliche Verpflichtung zu, zwischen dem Gewinn von biomedizinischen Erkenntnissen zum Nutzen für den Menschen und dem damit verbundenen Leid an den Tieren abzuwägen. So sieht es die Gesetzgebung vor. Bei allen Forschungsprojekten steht die Einhaltung des Tierschutzes im Vordergrund.
In Deutschland sorgen strenge Regelungen dafür, dass Tierversuche auf ein Minimum beschränkt bleiben. Das deutsche Tierschutzgesetz (TierSchG) nebst Tierschutz-Versuchstierverordnung (TierSchVersV) regelt den Umgang mit Tierversuchen und setzt dabei die Vorgaben der EU-Tierversuchsrichtlinie (2010/63/EU) in nationales Recht um. Dort ist im fünften Abschnitt (§§ 7-10 TierSchG) genau definiert, was ein Tierversuch ist und wann und unter welchen strengen Voraussetzungen ein solcher durchgeführt werden darf. Für Versuche an Wirbeltieren benötigtigen Forschende die Genehmigung durch die zuständige Behörde für jedes einzelne Versuchsvorhaben.
Das dem Tierschutz in der Forschung zugrundeliegende und gesetzlich geforderte 3R-Prinzip (3R steht für Replacement-Vermeidung, Reduction-Verminderung, Refi nement-Verbesserung) wird von der MPG um ein viertes R für „Responsibility“ oder Verantwortung erweitert. Damit verpfl ichtet sich die Max-Planck-Gesellschaft, ihre wissenschaftliche Expertise zu nutzen, um sowohl den Tierschutz als auch die Qualität der Wissenschaft ständig zu verbessern. Sie möchte dadurch den bestmöglichen Kompromiss zwischen der Belastung von Versuchstieren und dem Erkenntniswert von Experimenten erreichen.
Testen im Tiermodell vor der Anwendung beim Menschen
Der Drang, Neues zu entdecken und die Welt zu verstehen, ist so alt wie die Menschheit selbst. Das Streben nach Wissen ist ein Wert an sich, denn es verleiht dem Menschen die Fähigkeit, die Konsequenzen seines Handelns zu erkennen – und nur, wenn wir die Folgen unseres Tuns kennen, können wir verantwortungsbewusst handeln. Die biologische und medizinische Grundlagenforschung dient dem Erkenntnisgewinn, sie ist aber auch Voraussetzung für die Entwicklung neuer Diagnose- und Behandlungsmethoden von Krankheiten. So können Forscher zwar beispielsweise Blut in einem Reagenzglas analysieren oder ein schlagendes Herz im Labor analysieren. Die verschiedenen Faktoren, die den Blutdruck regulieren, lassen sich aber nur in einem lebenden Organismus untersuchen. Wissenschaftler erforschen deshalb das Zusammenspiel von Molekülen, Zellen und Organen an eigens dafür gezüchteten Versuchstieren, wenn sie die Vorgänge aus ethischen Gründen nicht direkt am Menschen erforschen können. Möglich wird dies durch die große biologische Ähnlichkeit von Mensch und Tier: Ihre Gene, Zellen und Organe erfüllen oft ähnliche oder gleiche Aufgaben. Auch viele Krankheiten, die den Menschen bedrohen, kommen bei Tieren vor: Hunde leiden an Diabetes, Mäuse und Ratten an Bluthochdruck, Krebs und Infektionen. Trotz aller Unterschiede zwischen Menschen und Tieren kann Grundlagenforschung so in neue Behandlungen münden – auch für die Tiere selbst: Fast 90 Prozent aller bei Mensch und Haustier verwendeten Medikamente sind identisch.
Er ist nicht viel größer als ein Smartphone und bietet dennoch Platz für mehrere menschliche Organe im Miniaturformat: Der Multi-Organ-Chip. Weltweit entwickeln Forschungsgruppen diese Technologie weiter. Der Mini-Chip soll insbesondere bei der Medikamentenentwicklung zum Einsatz kommen: Er könnte dabei helfen, die Wirkungen und Nebenwirkungen einzelner Substanzen zu erproben. Dadurch können künftig einerseits klinische Studien für Menschen noch sicherer und andererseits möglicherweise Tierversuche für Giftigkeitstests teilweise ersetzt werden. Noch stößt diese Technologie jedoch an Grenzen.