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Pressemeldungen

Mutter und Kind im Mittelpunkt: Nachwuchsgruppe erforscht die Qualität der Geburtshilfe in Deutschland

BMBF-geförderte Forschung zur Zufriedenheit mit der geburtshilflichen Versorgung in Deutschland startet / Ergebnisse sollen Geburten für Mütter und Kinder sicherer machen

Anfang Mai startete das Forschungsprojekt „MAM-Care – Maternal involvement, centeredness, safety and care in obstetrics“ am Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft der Universität zu Köln (IMVR). Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit insgesamt 982.418,77 Euro zunächst bis 2025 geförderte Nachwuchsgruppe untersucht die Sicht der Mütter/Gebärenden auf die Geburtserfahrung, aber auch die Perspektive der Versorgenden, wie Hebammen und Ärzt:innen, rund um die Geburt. Ziel dieser Forschung zur Sicherheit und Versorgungsqualität des Geburtsprozesses ist es, den Status quo zu erfassen und gleichzeitig Einflussfaktoren zu identifizieren, die für eine höhere Zufriedenheit der Mütter/Gebärenden – aber auch der Versorgenden – führen.

„Die Art der Entbindung und die Versorgung im Geburtsprozess sind sowohl kurz- als auch mittelfristig relevant für das psychische Wohlbefinden von Müttern/Gebärenden und für die Mutter-Kind-Bindung. Die WHO-Leitlinien fördern daher eine respektvolle Mutterschaftsbetreuung für alle Gebärenden“, sagt Projektleiterin Dr. Nadine Scholten vom IMVR. Das bedeute eine Betreuung, die laut WHO „die Würde, Privatsphäre und Vertraulichkeit respektiert, die Freiheit von Schaden und Misshandlung gewährleistet und eine informierte und kontinuierliche Unterstützung während der Wehen und der Geburt ermöglicht“. Zu vermeiden sind hingegen hohe Interventionsraten und nicht einvernehmliche Pflege durch fehlende Aufklärung und Einbindung.

„In Deutschland ist bislang wenig über die Qualität der geburtshilflichen Versorgung wie auch die Einbindung der Gebärenden in den Geburtsprozess bekannt“, so die Forscherin. Im Rahmen des Projekts werden Scholten und ihr Team daher Mütter/Gebärende, Ärzt:innen und Hebammen mittels quantitativer Erhebungen befragen. Diese schriftlichen Befragungen werden in einem „Mixed Methods“-Ansatz durch individuelle Interviews ergänzt. Neben diesen Primärerhebungen ist es zudem geplant Krankenhausabrechnungsdaten (DRG des Deutschen Forschungsdatenzentrums des Statistischen Bundesamtes) und Qualitätssicherungsdaten (Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen: IQTiG) auszuwerten, um weitere Informationen über den aktuellen Stand der Geburtshilfe in Deutschland zu liefern. Dabei liegt der medizinische Fokus auf der Art der Geburt (primärer und sekundärer Kaiserschnitt, instrumentelle Entbindung), dem Einsatz von Dammschnitten und dem Auftreten von Dammrissen. Darüber hinaus wird das Forschungsteam Einflüsse von soziodemografischen, organisationalen und persönlichen Faktoren auf die Mütterzentriertheit, auf die gemeinsame Entscheidungsfindung und die Autonomie im Geburtsprozess analysieren.

In einer geplanten zweiten Projektphase ab 2025 planen die Forschenden, mittels einer niedrigschwelligen Intervention  die geburtshilfliche Versorgung mütterzentrierter auszurichten, um die mütterliche Einbindung wie auch Zufriedenheit insgesamt zu fördern. Damit wollen die Forscher:innen mögliche Versorgungsdefizite sowie strukturelle oder organisationale Probleme erkennen und adressieren. „Die Anliegen und Wünsche der Gebärenden sollten im Mittelpunkt stehen. Unser Ziel ist es, dieses in Deutschland bisher wenig beachtete Thema durch unseren mehrdimensionalen, wissenschaftlich fundierten Ansatz besser zu verstehen“, fügt Scholten hinzu.

Das Projekt „MAM-Care“ erfolgt in Kooperation mit den Krankenkassen AOK Rheinland/Hamburg und der Techniker Krankenkasse, dem Deutschen Hebammenverband e.V. sowie den Universitätskliniken Köln und Bonn. Unterstützt wird die Nachwuchsgruppe darüber hinaus durch einen international zusammengesetzten Beirat aus Expert:innen der Versorgungsforschung, qualitativer Methoden, der Statistik, der Gynäkologie und Pädiatrie.

Ziel der BMBF-Nachwuchsgruppe ist die Förderung des fortgeschrittenen, bereits durch eigene Projektarbeit quali­fizierten wissenschaftlichen Nachwuchses in der Versorgungsforschung. Ihm wird die Gelegenheit zur weiteren Qualifizierung, Etablierung und Profilierung in der Versorgungsforschung gegeben. Die Maßnahme dient der Vorbereitung auf eine Professur oder einer weiteren wissenschaftlichen Leitungsfunktion. Zu diesem Zweck werden Nachwuchsgruppen gefördert, die ein versorgungsrelevantes und inhaltlich-methodisch anspruchsvolles Forschungsprojekt durchführen, das von der Leiterin bzw. dem Leiter der Nachwuchsgruppe konzipiert wurde.
 

Inhaltlicher Kontakt:
Dr. Nadine Scholten, Dipl. Volkswirtin
Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR) der Universität zu Köln
+49 221 478 97156
nadine.scholten@uk-koeln.de

Presse und Kommunikation:
Eva Schissler
+49 221 470 4030
e.schissler@verw.uni-koeln.de

Weitere Informationen:
https://www.imvr.de/

Verantwortlich: Dr. Elisabeth Hoffmann – e.hoffmann@verw.uni-koeln.de