Über ihre Professur verbindet Frau Professorin Gatto innovative Lehre und Forschung in Neurobiologie mit verhaltensspezifischen und genetischen Ansätzen. Die Professur ist der Klinik und Poliklinik für Neurologie zugeordnet, wo Graziana Gatto bereits seit Anfang 2021 im Sonderforschungsbereich 1451 „Schlüsselmechanismen normaler und krankheitsbedingter gestörter motorischer Kontrolle“ als Nachwuchsgruppenleiterin arbeitet. Der seit 2021 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Sonderforschungsbereich, dessen Sprecher Prof. Dr. Gereon Fink, Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Kölner Uniklinik, ist, untersucht die Mechanismen motorischer Kontrolle auf allen kritischen Ebenen, von Genen und Molekülen bis hin zu groß angelegten Netzwerken unter Einbeziehung unterschiedlicher Spezies (Fliege, Maus, Mensch) und Pathologien (z.B. Schlaganfall, Morbus Parkinson).
Zuvor war es im Rahmen einer internationalen Ausschreibung gelungen, Graziana Gatto für die Leitung der Nachwuchsgruppe im Bereich „Motor Control“ zu gewinnen. Sie arbeitet, aufbauend auf ihrer Zeit als Postdoc am Salk Institute in Kalifornien, an der Entwicklung innovativer Verhaltensuntersuchungen und genetischer Werkzeuge zur Untersuchung der Prinzipien der motorischen Kontrolle bei verschiedenen Spezies. Diese werden eingesetzt, um die Rollen einzelner Neuronentypen bei der sensorischen Wahrnehmung und der motorischen Ausführung von natürlichen und pathologischen Verhaltensweisen genauer zu charakterisieren. Das Verständnis ist entscheidend, um neue Therapieansätze beispielweise der motorischen und sensorischen Erholung bei Patient*innen mit neurodegenerativen Erkrankungen oder Rückenmarksverletzungen zu finden.
Professorin Graziana Gatto erklärt: "Die Kölner Universitätsmedizin ermöglicht es mir, Motorkontrolle in einer vielfältigen und interdisziplinären Weise zu untersuchen, die andernorts nicht möglich wäre. Dies ist insbesondere auch den zahlreichen aufregenden Kooperationen, die sich in den letzten zwei Jahren auf dem Campus entwickelt haben, zu verdanken. Die einzigartige neurowissenschaftliche Community in Köln hat meinen eigenen Forschungsansatz um molekulare und translationale Aspekte erweitert."
Univ.-Prof. Dr. Gereon R. Prof. Fink ergänzt: „Wir sind überaus glücklich, Frau Gatto, einer international herausragenden jungen Neurowissenschaftlerin, nun eine langfristige Perspektive hier am Standort Köln als Professorin bieten zu können. Die Professur stärkt den Sonderforschungsbereich 1451 und die darauf aufbauenden, zukünftigen Aktivitäten sowie die Ausbildung des neurowissenschaftlichen Nachwuchses in Köln nachhaltig.“
Im Rahmen ihrer Tätigkeit als Nachwuchsgruppenleiterin am SFB 1451 hat sich Graziana Gatto intensiv am Aufbau eines von der Universität Bonn angeführten Konsortiums „iBehave“ beteiligt, welches mit insgesamt 20 Millionen Euro vom Land NRW auf vier Jahre gefördert wird: In iBehave arbeiten Forschende der Universitäten Bonn und Köln, des Deutschen Zentrums für Neurogenerative Erkrankungen (DZNE), des Forschungszentrums Jülich und der Technischen Hochschule Aachen disziplin- und artenübergreifend zusammenarbeiten, um überlebenswichtige Verhaltensweisen und die ihnen zugrundeliegenden neuronalen Netzwerke zu untersuchen. In diesem Rahmen hat Graziana Gatto auch gemeinsam mit Forschenden der Kölner Universitätsmedizin und der Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät die Vorbereitung für einen, auf das iBehave-Konsortium aufsetzenden, ExzellenzCluster-Antrag in den Neurowissenschaften vorangetrieben. Der Antrag liegt aktuell der DFG zur Begutachtung vor.
Prof. Dr. Graziana Gatto, Jahrgang 1984, studierte von 2003 bis 2008 Gesundheitswissenschaften an der Universität in Neapel, wo sie mit dem Master abschloss. Von 2008 bis 2013 arbeitete sie als PhD-Studentin am Max-Planck-Institut für Neurobiologie in Planegg-Martinsried bei München, wo sie auch promovierte. In ihrer Doktorarbeit beschäftigte sich Graziana Gatto mit molekularbiologischen, genetischen und anatomischen Fähigkeiten zur Identifizierung ausgewählter Populationen von Nervenzellen der Wirbelsäule und deren Zielgeweben. Nach einem weiteren Jahr am Max-Planck-Institut als Postdoc wechselte sie in die Vereinigten Staaten nach La Jolla ans Salk Institute for Biological Studies.