Die Medizinische Fakultät der Universität zu Köln verstetigt die Professur von Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Martin Peifer zum 1. September 2023. Seine Professur ist angesiedelt am Institut für Translationale Genomik unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Roman Thomas. Martin Peifer forscht mit seiner Arbeitsgruppe innerhalb des Fakultäts-Forschungsschwerpunkts „Tumorbiologie, Infektion und Immunität" im Bereich „Computational Cancer Genomics“. Die Arbeitsgruppe von Martin Peifer entwickelt computergestützte Methoden zur Analyse und Interpretation groß angelegter Krebsgenom-Sequenzierungsdaten. Der Wissenschaftler konzentriert seine Forschung auf die Rekonstruktion der Tumorevolution hauptsächlich von Lungentumoren, Neuroblastomen und B-Zell Lymphomen und auf das mechanistische Verständnis der Genominstabilität. „Innerhalb der letzten fünf Jahre hat Martin Peifer mit seiner Forschung einen zukunftweisenden Eckpfeiler der translationalen Forschung für die Universitätsmedizin aufgebaut,“ betont Dekan Univ.-Prof. Dr. med. Gereon R. Fink.
Durch die Entwicklung der massiven parallelen Sequenzierung konnte sich die genomzentrierte Krebsforschung in den letzten Jahren erfolgreich weiterentwickeln. Diese Technologie ermöglicht es, ganze Krebsgenome und Transkriptome (darunter versteht man die Gesamtheit aller in einer Zelle hergestellten RNA-Moleküle) in relativ kurzer Zeit zu sequenzieren. Die so gewonnenen Daten sind jedoch sehr komplex und schwierig zu analysieren, um die biologisch relevanten Informationen zu extrahieren. Hier setzt die Forschung von Martin Peifer an. Er entwickelt neuartige Rechenalgorithmen zur Entschlüsselung genomischer Prinzipien der malignen Transformation und klonalen Evolution bei Krebserkrankungen. Die Methoden sollen helfen, alle relevanten Genomveränderungen (Punktmutationen, Kopienzahlveränderungen und Rearrangements) aus massiv parallelen Sequenzierungsanalysen zu erkennen. Dazu führt er computergestützte Analysen und Interpretationen von Hochdurchsatzdaten aus der Krebsgenomik durch. Darüber hinaus konnten Strategien entwickelt werden mit dem Ziel, verschiedene Hochdurchsatz-Datensätze wie DNA-Sequenzierung, Transkriptom-Sequenzierung und epigenetische Daten zu kombinieren, um relevante Genomveränderungen von zufälligen Zufallsmutationen in Krebsgenomen zu unterscheiden. „In letzter Zeit haben wir uns auch mit der Rekonstruktion der klonalen Evolution anhand von Genom- und Exom-Sequenzierungsdaten befasst,“ erklärt Univ.-Prof. Dr. Martin Peifer. „Unser Labor war auch an der Pan-Cancer-Analyse des International Cancer Genome Consortium beteiligt, wo ganze Genome von fast 3.000 Krebspatientinnen und -patienten eingehend analysiert wurden.“ Aufgrund des großen Datenvolumens spielen Hochleistungsrechner und maschinelles Lernen eine zentrale Rolle bei der Entwicklung der Methoden.
Die Mildred-Scheel-Stiftungsprofessur für Bioinformatische Krebsgenomik hat der 1975 in Trier geborene Naturwissenschaftler seit September 2018 bekleidet. Bereits 2008 kam Martin Peifer als Post-doc ans Max-Planck-Institut für Neurologische Forschung (heute MPI für Stoffwechselforschung) nach Köln, 2012 wechselte er zum Institut für Translationale Genomik an die Medizinische Fakultät der Universität zu Köln und wurde 2013 Forschungsgruppenleiter im Bereich Computational Cancer Genomics.
Martin Peifer studierte 1996 bis 2003 Physik an der Universität Freiburg, wo er 2007 er im Bereich der Theoretischen Physik promovierte. Als Gastwissenschaftler ging er im gleichen Jahr an die Pennsylvania State University, U.S.A., Center for Comparative Genomics and Bioinformatics. Anschließend arbeitete er als Postdoc am Institut für Chemie der Karl-Franzens-Universität in Graz/Österreich, bevor er 2008 nach Köln wechselte.
Als Dozent vermittelt Univ.-Prof. Dr. Peifer sein Wissen im Fachbereich Humanwissenschaft an der Medizinischen Fakultät sowie an Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät vornehmlich an fortgeschrittene Studierende und Postdocs. Fachwissen zur Interpretation von Genomdaten und deren Auswirkung ist fakultätsübergreifend von Bedeutung in den Lebenswissenschaften. Peifer lehrt auch am Else Krömer Forschungscolleg Cologne/Clonal Evolution in Cancer.