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Pressemeldungen

Frühgeborenen- und Perinatalsymposium der Kölner Universitätsmedizin

Mehr als 100 Teilnehmende trafen sich im CEFAM zum 20. Mal zum interprofessionellen Austausch

Pränatalmedizin, Geburtshilfe und Neonatologie entwickeln sich kontinuierlich weiter, so dass heute auch Kinder überleben können, die noch vor wenigen Jahrzehnten verstorben wären. Interprofessionalität und eine maximale Versorgung sind geboten, um Mutter und Neugeborene während dieser höchst vulnerablen Phase professionell zu betreuen. Dabei bleibt auch die wissenschaftliche Aufarbeitung der neuen Entwicklungen eine ständige Verpflichtung: Am 23./24.2.2024 fand zum 20. Mal das Frühgeborenen- und Perinatalsymposium an der Uniklinik und der Medizinischen Fakultät statt: Innerhalb des Centrums für Familiengesundheit (CEFAM) hatten die Teams der Geburtshilfe und der Pränatalmedizin aus der Frauenklinik, der Neonatologie aus der Kinderklinik sowie das Institut für Hebammenwissenschaft gemeinsam eingeladen. Mehr als 100 Teilnehmenden waren aus Anlass des Jubiläumssymposiums nach Köln gekommen, um fachliche Impulse zu Aspekten aktueller Fragestellungen der Frühgeborenen- und Perinatalmedizin in Workshops und Fachvorträgen zu erhalten. Es wurde deutlich, wie sehr die gemeinsame Arbeit von Fachpersonen in Geburtshilfe, Neonatologie und sonstigen pädiatrischen Teildisziplinen in den letzten Jahrzehnten bereits dazu beigetragen hat, sinnvolle Strukturen zu entwickeln, die im Dienst der Gesundheit von Mutter und Kind stehen. Dennoch bleibt viel zu tun. Dabei bietet da CEFAM einen idealen Rahmen für die Weiterentwicklung dieser wichtigen Versorgungs-Strukturen für Mütter und Neugeborene.

Rückschau im Einzelnen:

Das Symposium startete am Freitag mit fünf praxisorientierten Workshops, die sich mit dem Management akuter und kritischer Situationen während der Geburt und unmittelbar danach befassten. Am Samstag ging es im ersten Vortragsblock um übergreifende Versorgungsstrukturen innerhalb Kölns, Versorgung von Neugeborenen mit Herzfehlern und die Zukunft der Perinatalmedizin. Vortragende zu Versorgungsstrukturen waren Prof. Friedrich Wolff, ehemaliger Leiter der Frauenklinik an den Städtischen Kliniken, Prof. Bernhard Roth, ehemaliger Leiter der Neonatologe an der Uniklinik, PD Dr. Michael Mallmann, Leiter der Frauenklinik der städtischen Klinik und  Dr. Berthold Grüttner, Oberarzt in der Geburtshilfe der Uniklinik. Die Experten waren sich einig, dass innerhalb von Köln das geburtshilfliche Management über die allgemein gültigen Leitlinien hinaus synchronisiert werden sollte, damit bei der Notwendigkeit einer Verlegung von Patientinnen dennoch ein einheitliches Therapieregime angewandt werden kann. Zum Abschluss des ersten Vortragsblocks stellte Prof. Markus Khalil, Direktor der Kinderkardiologie der Uniklinik, gemeinsam mit Dr. Eva Weber die neuen prä- und postnatalen Möglichkeiten in der Versorgung von Kindern mit angeborenen Herzfehlern dar. Schließlich warf Prof. Rainer Rossi, ehemaliger Leiter der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im Vivantes Klinikum in Berlin-Neukölln, mit seinem Vortrag „Quo vadis Perinatalmedizin?“ einen Blick in die Zukunft und zeigte auf, dass in Deutschland immer noch Handlungsbedarf hinsichtlich der Zentralisierung besteht und Strukturen entwickelt werden müssen, in denen jedes Kind, wenn es notwendig wird unmittelbar nach der Geburt Hilfe durch einen Kinderarzt erhalten kann.

Im zweiten Vortagsblock widmete sich Prof. Annette Haberl dem Thema Schwangerschaft, Geburt und Stillen bei HIV-infizierten Müttern sowie Dr. Annic Weyersberg, Forschungsstelle Ethik/Universität Köln, den Belastungen junger Familien in der Pandemie und fragte „Wo blieb die Ethik?“. Abschließend stellte Prof. Wolfgang Göpel (Universität Lübeck) eine Untersuchung des Deutschen Frühgeborennetzwerkes (German neonatal network GNN) vor, die langfristige, auch auf genetische Faktoren basierende Gesundheitsprobleme ehemals sehr kleiner Frühgeborener betrachtet.  Die besondere Rolle der Hebamme bei Frühgeburten referierte Maike Lammert (Fachhochschule Bielefeld). Dr. Benjamin Kühne, Funktionsoberarzt Neonatologie & pädiatrische Intensivmedizin, Uniklinik Köln, stellte auf der Grundlage aktueller Forschungsergebnisse dar, welchen Einfluss der Zeitpunkt des Abnabelns bei sehr kleinen Frühgeborenen auf die postnatale Anpassung der Kinder haben kann.

PD Dr. Angela Kribs, Oberärztin mit Schwerpunkt Neonatologie und Pädiatrische Intensivstation, Uniklinik Köln, konstatiert: „Auf politischer Ebene bleibt es eine große Herausforderung, Strukturen zu schaffen, in denen einerseits Ressourcen bedarfsorientiert zur Verfügung gestellt werden können und andererseits eine flächendeckende Versorgung möglich ist.“ 

Prof. Dr. Jörg Dötsch, Direktor der Uni-Kinderklinik und Zentrumssprecher des CEFAM, äußert sich sehr zufrieden zu den zwei Tagen: „Auch dieses Jahr hat es wieder gezeigt, wie wichtig der interprofessionelle Austausch ist. Im Jahr 2025 wird es wieder ein Perinatal-Symposium mit spannenden Themen geben.“