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Pressemeldungen

Besonderheiten des Cholesterinstoffwechsels bei Frauen

Verzögerte Erkennung und Therapie

Prof. Dr. Ioanna Gouni-Berthold, Foto: Michael Wodak

Frauen erleben den altersbedingten Anstieg des Cholesterins später als Männer, jedoch steigt ihr Risiko für Herzinfarkte nach der Menopause signifikant. Eine erneute Bewertung des Lipidprofils und gezielte Behandlung könnten kardiovaskuläre Erkrankungen verhindern. Prof. Dr. Ioanna Gouni-Berthold, Oberärztin und Leiterin der Lipidambulanz und der Studienambulanz für Fettstoffwechselstörungen in der Poliklinik für Endokrinologie, Diabetologie und Präventivmedizin der Uniklinik Köln, legt nun gemeinsam mit anderen Kolleg*innen eine neue Übersichtsarbeit im Deutschen Ärzteblatt vor.

Kardiovaskuläre Erkrankungen infolge der Arteriosklerose sind die häufigsten Ursachen für Tod und Behinderungen bei Frauen und Männern. Der behandelbare Risikofaktor Hypercholesterinämie wird häufig bei Frauen verzögert entdeckt und unzureichend therapiert. Daher ist es von Bedeutung, geschlechtsbezogene Besonderheiten des Cholesterinstoffwechsels zu kennen und spezifisch zu adressieren.

In der Gesamtbevölkerung tritt der altersassoziierte Anstieg des Serum-Cholesterins bei Frauen circa zehn Jahre später auf als bei Männern. Frauen sind zu Beginn des Lebens und insbesondere nach der Menopause einer höheren Cholesterinbelastung ausgesetzt als Männer. Dies korreliert mit einem späteren, aber klinisch relevanten Anstieg von Herzinfarkten bei älteren Frauen. Aufgrund des Anstiegs von LDL-Cholesterin und Lipoprotein(a) nach der Menopause ist es sinnvoll, zu diesem Zeitpunkt eine erneute Evaluation des Lipidprofils vorzunehmen. Weiterhin sind geschlechtsspezifische Situationen wie das polyzystische Ovarialsyndrom, Kontrazeption und insbesondere die Zeitphasen von Kinderwunsch, Schwangerschaft und Stillzeit diagnostisch und therapeutisch zu berücksichtigen. Die geschlechtsspezifischen Unterschiede und das Cholesterin-bezogene Risiko sind für Frauen mit familiärer Hypercholesterinämie (Prävalenzrate 1:250) besonders ausgeprägt.

Durch die Senkung erhöhter Cholesterinwerte, vor allem bei postmenopausalen Frauen, könnte die Entwicklung kardiovaskulärer Erkrankungen verhindert werden.

 

Originalarbeit:

Gouni-Berthold I, Laufs U: Special aspects of cholesterol metabolism in women. Dtsch Arztebl Int 2024; 121: 401–6.DOI: 10.3238/arztebl.m2024.0063