Lena Haarmann, Psychologin in der Abteilung für Medizinische Psychologie, Neuropsychologie & Gender Studies an der Uniklinik Köln (Leitung: Prof. Dr. Elke Kalbe), wurde beim 1. Bochumer Symposium für Diversitätsmedizin mit dem Posterpreis ausgezeichnet. Sie präsentierte ihr Poster mit dem Titel „Higher Risk of Physical Health Conditions in Sexual Minority Men“. Das Symposium fand am 9. Oktober 2024 am Institut für Diversitätsmedizin der Ruhr-Universität Bochum statt, das im Juli 2023 gegründet wurde, und als erstes seiner Art in Deutschland gilt.
In der Studie von Frau Haarmann, die auf einem umfassenden systematischen Review mit Meta-Analysen basiert, wurde erstmalig in einer Übersichtsarbeit das erhöhte Risiko für verschiedene physische Erkrankungen von schwulen und bisexuellen Männern im Vergleich zu heterosexuellen Männern gezeigt. Besonders auffällig waren erhöhte Prävalenzen bei chronischen Atemwegserkrankungen, insbesondere Asthma, sowie bei Kopfschmerzerkrankungen, chronischen Nierenerkrankungen und Hepatitis B/C. Vor allem in Bezug auf Asthma und Kopfschmerzerkrankungen könnte dies auf das durch den Minderheitenstress häufig dauerhaft erhöhte Stresslevel zurückzuführen sein, das viele queere Menschen erleben.
Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, Diversitätsaspekte wie sexuelle Identität in der Gesundheitsforschung stärker zu berücksichtigen, um eine bestmögliche Gesundheitsversorgung für alle Menschen zu gewährleisten.
Sex-, Gender- und Diversity-Aspekte in der Medizin werden nach wie vor in Forschung und Klinik nicht ausreichend berücksichtigt. So werden klinische Studien oft nur an männlichen Probanden durchgeführt, obwohl für Symptomatik und Behandlungsverlauf relevante geschlechtsspezifische Unterschiede erwiesen sind. Folglich sind Behandlungsmöglichkeiten, Diagnosekriterien und Medikamentendosierungen häufig allein auf weiße cis-Männer im jungen bis mittleren Alter ausgerichtet (Bartig et al. 2021), obwohl die Weltgesundheitsorganisation bereits seit dem Jahr 2001 empfiehlt, eine geschlechtsspezifische Gesundheitsvorsorge zu entwickeln und umzusetzen.
Insgesamt ist die Versorgungssituation von Frauen sowie Minderheiten, die aufgrund von Merkmalen wie ethnischer Zugehörigkeit, Religion, körperlicher Beeinträchtigung oder sexueller Orientierung diskriminiert werden, durch die fehlende Berücksichtigung von Diversität (Dennis et al. 2019) in vielen Punkten schlechter. Es bestehen bis heute erhebliche Wissenslücken in diesem Bereich. Geschlechtersensible personalisierte Medizin berücksichtigt neben den Geschlechterdimensionen auch weitere Diversitätsdimensionen wie das Alter, die Herkunft, religiöse Zugehörigkeit, sexuelle Identität, körperliche und psychische Merkmale.
Die AG Sex, Gender & Diversity in Medical Research an der Medizinischen Fakultät wurde im Jahr 2021 gegründet und hat sich zum Ziel gesetzt,
- einen Überblick über die medizinische Forschung unter Einbeziehung von Geschlechts-, Gender- und Diversitäts-Aspekten zu erarbeiten und zugänglich zu machen.
- die Sensibilität für geschlechts-, gender- und diversitätsspezifische Phänomene sowie für Diversität in der Medizin zu erhöhen.
- die Zusammenarbeit der Wissenschaftler*innen auf dem Campus zu fördern, gemeinsame Drittmittel zu akquirieren und über Wissenszuwachs die Präzisionsmedizin in Zukunft zu stärken.
- wissenschaftlichen Nachwuchs auf dem Gebiet zu fördern.
Inhaltlicher Kontakt:
Prof. Dr. Elke Kalbe
Sprecherin der AG
Stellvertreterin des Dekans
Prodekanin für Akademische Entwicklung und Chancengerechtigkeit
Direktorin: Medizinische Psychologie | Neuropsychologie und Gender Studies & Centrum für Neuropsychologische Diagnostik und Intervention (CeNDI)
elke.kalbeuk-koeln.de
Prof. Dr. Alexander Quaas
Sprecher der AG
Cologne Group of Gender-specific Oncobiology (CGGO)
Stellvertretender Institutsdirektor der Pathologie vom Universitätsklinikum Köln
Leiter der Abteilung: Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts
alexander.quaasuk-koeln.de
Pressekontakt:
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