Die Zunahme von Antibiotikaresistenzen stellt ein globales Gesundheitsproblem dar, das mit steigender Sterblichkeit und deutlich gesteigerten Gesundheitskosten einhergeht. Da die Entwicklung klassischer Antibiotika mit neuen Wirkmechanismen gegen resistente Bakterien zunehmend schwieriger wird, gewinnen grundlegend neue Strategien im Kampf gegen bakterielle Erreger immer mehr an Bedeutung.
Beispiele hierfür sind Therapien auf Basis therapeutischer Antikörper oder Medikamente, die gezielt die bakterielle Virulenz (Fähigkeit eines Krankheitserregers, eine Erkrankung hervorzurufen) herabsetzen. Einer der Krankheitserreger, die aufgrund ihrer weit verbreiteten Antibiotikaresistenz als erhebliche Bedrohung für die öffentliche Gesundheit eingestuft werden, ist das Bakterium Pseudomonas aeruginosa. Es ist für bis zu 10 Prozent aller im Krankenhaus erworbenen Infektionen verantwortlich und gilt als einer der häufigsten Krankheitserreger nosokomialer Lungenentzündungen. Bei Patientinnen und Patienten mit Lungenerkrankungen wie einer COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) oder Mukoviszidose führt P. aeruginosa häufig zu chronischen Infektionen, was die Lungenfunktion erheblich beeinträchtigt und somit die Lebensqualität sowie die Lebenserwartung der Betroffenen verringert. Entsprechend hoch ist der Bedarf an neuen therapeutischen und prophylaktischen Behandlungsansätzen gegen Infektionen mit P. aeruginosa.
Das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) fördert nun mit 1,7 Millionen Euro über die nächsten drei Jahre die weitere Erforschung eines neuartigen Therapieansatzes zur Bekämpfung resistenter Bakterien der Art P. aeruginosa. An dem Projekt unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Dr. Jan Rybniker und Dr. Alexander Simonis vom Schwerpunkt für klinische Infektiologie der Klinik I für Innere Medizin sind mehrere Forschende des Centrums für Infektionsmedizin (CIM) der Uniklinik beteiligt. In Zusammenarbeit mit Univ.-Prof. Dr. Florian Klein und Dr. Christoph Kreer vom Institut für Virologie konnten die beiden Wissenschaftler kürzlich aus menschlichen B-Zellen gewonnene, hochwirksame Antikörper identifizieren, die gegen das Typ-III-Sekretionssystem (T3SS) von P. aeruginosa gerichtet sind. Das Sekretionssystem spielt eine entscheidende Rolle bei schweren Infektionen, sodass dessen gezielte Blockierung eine innovative und wirksame Behandlungsstrategie gegen Infektionen mit P. aeruginosa darstellen könnte, die unabhängig von Antibiotikaresistenzen wirkt.
Im Gegensatz zu den meisten antimikrobiellen Wirkstoffen weisen Antikörper eine lange Plasmahalbwertszeit auf und erreichen nach der Verabreichung wochenlang therapeutische Plasmaspiegel. Dies ermöglicht es, Antikörper nicht nur zu therapeutischen Zwecken einzusetzen, sondern auch als vorbeugende Maßnahme, um Infektionen zu verhindern (passive Immunisierungsstrategie). Darüber hinaus haben humane therapeutische Antikörper ein sehr günstiges Nebenwirkungsprofil – schwere unerwünschte Ereignisse treten nur äußerst selten auf.
Ein wichtiger Schritt des geförderten Projektes wird die Auswahl eines Antikörperkandidaten und die erste Produktion dieses Antikörpers unter Good Manufacturing Practice (GMP)-Bedingungen sein. Auf Basis dieser Arbeiten sollen zukünftig klinische Studien bei Patientinnen und Patienten mit akuten P.-aeruginosa-Infektionen durchgeführt werden.
Quelle: UKK Unternehmenskommunikation