zum Inhalt springen

Pressemeldungen

Millionenförderung für Kölner Nierenforschung

Neuer SFB untersucht molekulare Prozesse am Nierenfilter

Prof. Dr. Thomas Benzing, Foto: Michael Wodak

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat bekanntgegeben, dass ein neuer Transregio-Sonderforschungsbereich (SFB) an der Universität zu Köln gefördert wird: In Zusammenarbeit mit Wissenschaftler*innen der Universitäten Hamburg und Münster werden Steuerungsprozesse am Nierenfilter erforscht.

Der neue Transregio-Sonderforschungsbereich TRR 422 trägt den Titel „PodoSigN – Podozyten Signaltransduktion: Von den Grundlagen zum Krankheitsverständnis“ und erhält Fördermittel von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für eine Förderperiode von zunächst drei Jahren und neun Monaten in Höhe von insgesamt 15,5 Millionen Euro.

Der SFB-TRR 422 wurde gemeinsam von den Universitäten Köln, Hamburg und Münster beantragt und wird von Univ.-Prof. Dr. Thomas Benzing, Direktor der Klinik II für Innere Medizin der Uniklinik Köln und einer der Sprecher des Exzellenzclusters CECAD, gemeinsam mit Professor Dr. Tobias Huber, Direktor der III. Medizinischen Klinik und Poliklinik des Uniklinikums Hamburg-Eppendorf und Sprecher des Hamburg Center for Kidney Health, geleitet. 

Im neuen Verbund untersuchen Forschende die molekularen Steuerungsprozesse strukturell komplexer Nierenzellen, die als Podozyten bekannt sind. „Die Förderung ist eine einmalige Chance für die deutsche Nierenforschung, die auf diesem Gebiet international führend ist.“, sagt Thomas Benzing. 

Podozyten umhüllen die Blutgefäße des Nierenfilters und spielen eine Schlüsselrolle bei der Produktion von Urin. Sind sie geschädigt, kann die Niere ihre Filterfunktion nicht mehr zuverlässig erfüllen: Lebenswichtige Proteine gehen über den Urin verloren, die Nierenfunktion bricht zusammen. Solche Schädigungen sind ein Hauptfaktor bei der Entstehung chronischer Nierenerkrankungen, von denen weltweit Millionen Menschen betroffen sind. Trotz ihrer zentralen Bedeutung ist über die komplexen Signalwege, welche die Gesundheit und Funktion von Podozyten regulieren, noch wenig bekannt.

„Wir möchten verstehen, wie Podozyten auf zellulärer Ebene funktionieren – was sie über Jahrzehnte am Leben hält und was sie krank macht“, erklärt Thomas Benzing. Das Ziel ist es, die Mechanismen der Podozytenschädigung systematisch zu entschlüsseln, molekulare „Checkpoints“ zu identifizieren und neue Therapieansätze zu entwickeln.

Dazu kommen hochmoderne Technologien wie Einzelzellanalysen, innovative Bildgebungsverfahren und KI-gestützte Datenauswertung zum Einsatz. Die Forschungsergebnisse sollen in digitale Modelle einfließen, die mit Daten aus nationalen und internationalen Gewebesammlungen verknüpft werden. Für Thomas Benzing ist die Zukunft klar: „Indem wir diese technologische Breite mit der Integration klinischer Daten verbinden, heben wir die Podozytenforschung auf ein neues Niveau – und legen damit letztlich die Grundlagen für eine präzisere und wirksamere Prävention und Behandlung von Nierenerkrankungen“.

„Als Universitätskliniken arbeiten wir an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und praktischer Anwendung. Man spricht hier auch von Translation. Das bedeutet: die im Labor gewonnen Erkenntnisse sollen rasch den Patient*innen in Form von verbesserten Diagnose- und Therapiemöglichkeiten zugutekommen. Diesem Ziel sind wir verpflichtet. In diesem Sinne freue ich mich außerordentlich über den Erfolg von Thomas Benzing und seinem Team. Der neue von ihm angeführte Forschungsverbund ist ein Zeichen unserer Exzellenz und er verstärkt die internationalen Sichtbarkeit, welche die beteiligten Gruppen erreicht haben“, sagt Univ.-Prof. Dr. Edgar Schömig, Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor der Uniklinik Köln.