Der Neurowissenschaftler Prof. Dr. med. Andreas Horn erhält ab Mai 2025 die mit drei Millionen Euro dotierte Stiftungsprofessur für Computationale Neurologie der Hermann und Lilly Schilling Stiftung für medizinische Forschung an der Universität zu Köln. Die Förderung erfolgt über eine Laufzeit von acht Jahren.
Mit der Professur ist die Gründung eines neuen Instituts für Netzwerkstimulation unter Leitung von Prof. Dr. med. Andreas Horn an der Medizinischen Fakultät verbunden. Die Computationale Neurologie macht sich computergestützte Verfahren zur Erweiterung des Verständnisses neurologischer Systemfunktionen zu Nutze.
"Mit Herrn Professor Horn konnten wir dank der Förderung der Schilling-Stiftung einen weltweit führenden Experten auf dem Gebiet der Konnektom-Forschung für die Kölner Universitätsmedizin gewinnen", freut sich Professorin Veerle Visser-Vandewalle, Direktorin der Klinik für Stereotaxie und Funktionelle Neurochirurgie. Die Konnektom-Forschung konzentriert sich auf die Netzwerkeigenschaften des Nervensystems. Professor Frank Jessen, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, ergänzt: "Die Professur von Herrn Horn bedeutet für uns eine große Bereicherung, nicht nur für die Stereotaxie und Funktionelle Neurochirurgie, sondern auch für Psychiatrie und Neurologie."
“Wir wollen die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit neurologischen und psychiatrischen Symptomen verbessern. Dazu nutzen wir kausale Informationsquellen, wie Hirnläsionen und neuromodulatorische Interventionen, um Schaltkreise des Gehirns zu identifizieren, welche im Rahmen einer bestimmten Erkrankung dysfunktionale Hirnaktivität aufweisen und in Folge zu neurologischen oder psychiatrischen Symptomen führen können. Zur Linderung der Symptome werden Neuromodulationstherapien wie die Tiefe Hirnstimulation eingesetzt, um die betroffenen Schaltkreise passgenau herunter zu regeln und somit die Balance im Gehirn wiederherzustellen. Ein starker Fokus des neuen Instituts wird darin liegen, die Forschungserkenntnisse für die klinische Praxis anwendbar zu machen”, fasst Andreas Horn zusammen.
In den vergangenen Jahren wurden weltweit Spezialzentren gegründet, welche die Expertise von Fachleuten aus der Grundlagenforschung (Bildgebung, Datenanalyse, Prädikativen Modellierung, Simulation und Datenrekonstruktion) und klinischen Praxis (personalisierte Therapie, Elektrodenplatzierung, Stimulationsprogrammierung, Netzwerkaktivierung) zusammenbringen, um interdisziplinär Synergien zu ermöglichen und die individualisierte Therapeutik komplexer neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen voranzutreiben. Hier kann die Kölner Universitätsmedizin nun anschließen. Ziel des von Andreas Horn im Rahmen der Schilling-Professur für Computationale Neurologie entwickelten Gesamtkonzeptes ist es, diese Entwicklung durch die Gründung eines Instituts zu etablieren, und somit die neuen Möglichkeiten zur Diagnostik, Prävention und Therapie am Universitätsstandort Köln zu verankern.
Kooperationspartner bei dieser wichtigen und herausfordernden Aufgabe werden unter anderem die Klinik für Stereotaxie unter Leitung von Prof. Dr. Veerle Visser-Vandewalle; die AG Bewegungsstörungen und Tiefe Hirnstimulation der Klinik für Neurologie, das Kölner Parkinson Netzwerk und die Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universität Köln sein. Auch mit dem Forschungszentrum Jülich wird kooperiert. Andreas Horn arbeitet bereits mit Industriepartnern im Feld der THS zusammen und hält ein Patent zur personalisierten Konnektom-basierten THS.
Andreas Horn, Jahrgang 1984, kehrt im Mai 2025 nach einer Professur in der Neurologie an der Harvard Medical School in Boston, Massachusetts, nach Deutschland zurück. Andreas Horn studierte Medizin an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und promovierte 2012. Anschließend absolvierte er ein Promotionsstudium in Medizinischen Neurowissenschaften an der Charité Berlin, das er 2016 abschloss. Nach mehreren Postdoc-Stationen wurde er 2018 in das Emmy Noether-Programm der DFG aufgenommen und gründete ein Labor an der Charité. 2022 wurde er außerordentlicher Professor für Neurologie an der Harvard Medical School und arbeitete mit dem Brigham and Women’s Hospital sowie dem Massachusetts General Hospital zusammen.
Einer der drei Forschungsschwerpunkte der Medizinischen Fakultät ist die Neuromodulation, Sprecherin ist Prof. Dr. Veerle Visser-Vandewalle. Die Kölner Universitätsmedizin ist in Deutschland einzigartig mit ihren umfangreichen stereotaktischen Möglichkeiten und der Bereitstellung der Tiefen Hirnstimulation (THS) sowohl für neurologische als auch psychiatrische Indikationen aufgestellt. Dazu gehören Operationen für Parkinson, Dystonie, Tremor, Alzheimer, Schmerz, Huntington, Tourette, Zwangsstörungen und mehr. Ein idealer Standort, um in Deutschland das vorgeschlagene Vorhaben durchzuführen, das sich über sechs THS-Indikationen erstreckt. Univ.-Prof. Dr. Gereon Fink, Direktor der Klinik für Neurologie und Dekan der Medizinischen Fakultät betont die Wichtigkeit von Forschung für die Zukunftsfähigkeit des Standorts: "Nur über kliniknahe Grundlagenforschung und hochwertige klinische Studien können wir neue Erkenntnisse generieren. Über das neue Institut von Herrn Horn wollen wir wissenschaftliche Erkenntnisse der computationalen Neurologie gezielt in die klinischen Anwendung überführen – zum Wohle unserer Patientinnen und Patienten."
An der Universität zu Köln lehren und forschen gemeinsam über 600 Professorinnen und Professoren, über 4.000 wissenschaftliche Mitarbeiter*innen und rund 45.000 Studierende an sechs Fakultäten. An der Medizinischen Fakultät und der Uniklinik Köln arbeiten derzeit fast 1.600 wissenschaftliche Mitarbeitende in 70 verschiedenen Instituten und Kliniken zusammen, um exzellente Forschung zu betreiben und neue diagnostische Verfahren sowie Therapien für den Transfer in die klinische Praxis zu überführen.
Die Schilling-Stiftung fördert herausragende kliniknahe Grundlagenforschung, insbesondere Ansätze in der neurologischen Grundlagenforschung, seit 2015 im Rahmen ihres Programms "Schilling-Professur und Forschungsgruppe Translationale Neurowissenschaften". Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums ihrer Förderaktivitäten legte die Stiftung 2023 ein Sonderprogramm Schilling-Professur und Forschungsgruppe „Computationale Neurologie“ auf.
Weitere Informationen
Prof. Dr. med. Andreas Horn
Direktor Institut für Netzwerkstimulation
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