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Press releases

Positionspapier zur Zukunft der organisationsbezogenen Versorgungsforschung veröffentlicht

Unter der Leitung von Professorin Lena Ansmann, Expertin für Medizinsoziologie der Uni Köln, wurde eine Roadmap für den innovativen Forschungszweig entwickelt.

Univ.-Prof. Dr. Lena Ansmann Copyright: Bildwerk.org

Mit Fördergeldern der Volkswagenstiftung hat eine interdisziplinäre und internationale Arbeitsgruppe ein Positionspapier vorgelegt, das den komplexen Anforderungen im Bereich der organisationsbezogenen Versorgungsforschung Rechnung trägt. Jüngste Analysen zeigen, dass Versorgungsorganisationen wie beispielsweise Krankenhäuser in der Versorgungsforschung in Deutschland häufig in erster Linie als Studiensetting betrachtet werden, ohne deren komplexen organisationalen Charakter weder theoretisch noch methodisch in vollem Umfang zu berücksichtigen. Auf Initiative von Lena Ansmann, Professorin für Medizinsoziologie am Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR) der Medizinischen Fakultät, wurde eine interdisziplinäre Zusammenarbeit gestartet, um den Stand der organisationsbezogenen Versorgungsforschung (OVF) in Deutschland zu analysieren und einen strategischen Rahmen sowie eine Roadmap zu entwickeln, die zukünftige Bemühungen in diesem Bereich leiten können.

Lena Ansmann erklärt: „Da ein Großteil der alltäglichen Gesundheitsversorgung in komplexen Organisationen wie Krankenhäusern und Arztpraxen stattfindet, müssen wir die Gestaltung und Bedeutung von Organisationen für eine gute Versorgung in unserer Forschung stärker in den Blick nehmen. Dazu gehören beispielsweise die Erforschung oftmals scheiternder Veränderungsprozesse in Organisationen oder die Untersuchung von Zusammenhängen zwischen Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen und der Qualität der Patient*innenversorgung. Um Brücken zu Nachbar- und Mutterdisziplinen zu schlagen, haben sich neben Versorgungsforschenden auch Expert*innen aus anderen Forschungsbereichen einbringen können, z. B. aus der Gesundheits- und Medizinsoziologie, der Implementierungs- und Pflegewissenschaft, der Arbeitsmedizin, aus dem Bereich Public Health, aus der Organisationssoziologie, der Psychologie, aus dem Bereich Ökonomie und Management sowie aus der Politikwissenschaft. Das Papier fasst so Positionen von wissenschaftlichen Expert*innen aus verschiedenen Disziplinen und Ländern zusammen.“

Dazu wurde im Juli 2023 ein dreitägiger Scoping-Workshop mit 32 (inter)nationalen Expert*innen aus verschiedenen Forschungsbereichen mit Bezug zu OVF-Themen unter Nutzung interaktiver Workshop-Methoden durchgeführt. Die Teilnehmenden diskutierten ihre Perspektiven, analysierten aktuelle Herausforderungen in Deutschland und entwickelten zentrale Positionen für die Entwicklung des Forschungsbereichs.

Für zukünftige Forschungsprojekte wurden sieben zentrale Positionen entwickelt, die sowohl konzeptuelle als auch strategische Aspekte betreffen. Lena Ansmann erklärt: „Organisationsbezogene Versorgungsforschung muss sich in Richtung einer Forschungsagenda weiterentwickeln. Die Expert*innenrunde konnte herausarbeiten, dass auf konzeptueller Ebene Herausforderungen in Bezug auf Interdisziplinarität, Terminologie, die Definition des  Forschungsgegenstands, international vergleichende Forschung und die Nutzung von Organisationstheorien entscheidend sind. Auf strategischer Ebene wurden Potenziale in der Lehre, der Förderung der interdisziplinären und internationalen Zusammenarbeit, der Forschungsförderung und der partizipativen Forschung identifiziert.“

Das Positionspapier soll als Rahmen zur Unterstützung der weiteren Entwicklung der OVF in Deutschland und als Leitfaden für Forscher*innen und Förderorganisationen dienen, die die OVF voranbringen möchten. Da einige der für die deutsche OVF diskutierten Herausforderungen auch in anderen Ländern existieren, kann dieses Positionspapier genutzt werden, um fruchtbare Diskussionen länderübergreifend zu initiieren.

Hintergrund:

Versorgungsforschung ist ein interdisziplinärer Forschungsbereich, der die gesundheitliche Versorgung unter Alltagsbedingungen wissenschaftlich untersucht und zu verbessern versucht. Der Begriff „organisationsbezogene Versorgungsforschung“ umfasst jede Art der Versorgungsforschung, die auch die Versorgungsorganisation selbst, also z. B. Arztpraxen, Krankenhäuser, Pflegeheime, oder Unterschiede zwischen Versorgungsorganisationen in den Blick nimmt. Dieser Forschungsansatz gewinnt in Zeiten knapper Ressourcen und eines belasteten Gesundheitssystems immer mehr an Bedeutung.

Publikation:

Gesundheitswesen
DOI: 10.1055/a-2308-7384; Artikel online veröffentlicht am 22.07.2024

 

Kontakt:

Univ.-Prof. Dr. Lena Ansmann

Lehrstuhl für Medizinsoziologie
Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR)

Medizinische Fakultät der Universität zu Köln
Eupener Str. 129
50933 Köln (Braunsfeld)
Telefon: +49 221-478 97154
lena.ansmann1SpamProtectionuk-koeln.de

 

Pressekontakt:

Stephanie Wolff M.A.
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit/Kommunikation

Medizinisches Dekanat der Universität zu Köln
Joseph-Stelzmann-Straße 20 50931 Köln
Telefon: +49 (0)221 478 30774
stephanie.wolffSpamProtectionuk-koeln.de