(Kein) medizinisches Vorwissen
Um SP zu werden, benötigen Sie keine besonderen medizinischen Vorkenntnisse. Die meisten realen zu behandelnden Personen haben diese schließlich auch nicht. Alles, was Sie über die Krankheit wissen müssen, steht im Rollenskript. Manchmal können weitergehende Vorkenntnisse sogar hinderlich sein, weil sie dazu verleiten können, anders zu agieren, als zu behandelnde Personen ohne Vorwissen dies tun würden. Dies kann auch bei längerem Einsatz in der gleichen Rolle zu einem Problem werden.
Als SP sind Sie in der Regel bei einem Großteil oder sogar der gesamten Nachbesprechung einer Simulation dabei und erhalten damit ein immer tiefergehendes Wissen über die von Ihnen dargestellte Erkrankung. Damit dies für die kommenden Simulationen nicht zum Nachteil wird, führen wir als Qualitätssicherungsmaßnahme regelmäßige Beobachtungen durch und sprechen es an, wenn sich die Rollendarstellung so verändert hat, dass sie den Lernzielen der Veranstaltung nicht mehr dienlich ist. Unter Umständen kann dann auch der Wechsel in eine andere Rolle angezeigt sein.
Glaubwürdige Darstellung
Eine Grundvoraussetzung für die Arbeit als SP ist, zu behandelnde Personen glaubwürdig darstellen zu können. Ein wichtiger Baustein dafür sind die Rollenskripte und ein anfängliches Rollentraining. Selbstverständlich verhalten sich aber nicht alle zu versorgenden Personen gleich. Je nach Rolle und Verwendung (Lehre oder Prüfung) bestehen gewisse, unterschiedlich große Freiräume in der Ausgestaltung der Rolle. Insofern gibt es nicht Die Eine, einzig glaubwürdige Darstellung, sondern viele Möglichkeiten. Die bereits erwähnten regelmäßigen Beobachtungen dienen auch dazu, die Glaubwürdigkeit der Darstellung dauerhaft sicherzustellen.
Die Simulationen sollen realitätsnah und lebendig sein und so, wie die Rollendarstellung variieren kann, so verhalten sich auch die Lernenden mitunter sehr unterschiedlich. Abgesehen von den Festlegungen für die Standardisierung von Prüfungen, verbieten sich daher festgeschriebene Texte von selbst. Vielmehr ist es notwendig, auf Basis der Rollenbeschreibung eine genaue Vorstellung von der darzustellenden Person zu entwickeln und dann im Kontakt mit seinem Gegenüber zu improvisieren. Dies erfordert eine hohe Aufmerksamkeit für das jeweils aktuelle Geschehen.
Feedbackkompetenz
Eine hohe Aufmerksamkeit ist jedoch nicht nur mit Blick auf ein angemessenes Verhalten wichtig, sondern auch mit Blick auf das in vielen Fällen folgende Feedback. SPs müssen gleichzeitig ihr Gegenüber und sich selbst beobachten. Im Feedback soll das Verhalten des Gegenübers zunächst nicht-wertend beschrieben werden, um dann die eigene Reaktion auf dieses Verhalten mitzuteilen. Dies soll so erfolgen, dass das Gegenüber diese Rückmeldung auch dann gut annehmen kann, wenn sie kritisch ist. Wie für die Darstellung der Rolle, erfolgen daher auch für das Feedbackgeben ein verpflichtendes Training und regelmäßige Beobachtungen mit Nachbesprechungen.
Eigene Erkrankungen
Einen besonderen Aspekt stellen selbst durchlebte Erkrankungen dar. Einerseits können eigene Erfahrungen mit einer Erkrankung helfen, sich in die Situation der zu behandelnden Personen einzufühlen und die Rolle glaubwürdig darzustellen. Bei ernsten oder gar lebensbedrohlichen Erkrankungen ist hingegen Vorsicht geboten. Bei einer akuten Erkrankung werden Sie, auch wenn Sie prinzipiell arbeitsfähig sein sollten, nicht in einer Rolle mit der gleichen Erkrankung eingesetzt werden. Bei zuvor durchlebten Erkrankungen oder chronischen Erkrankungen, die gut behandelt sind, ist dies eine Frage, die individuell beantwortet werden muss.
Manche SPs möchten gerade wegen ihrer positiven oder auch negativen Erfahrungen während der Erkrankung genau diese spielen. Dies kann nur dann befürwortet werden, wenn die Erlebnisse gut verarbeitet sind und sie eine gewisse Distanz zum Erlebten gewonnen haben. Dies dient Ihrem eigenen Schutz, aber auch dem der Studierenden. Zum einen ist zu bedenken, dass es eben Studierende sind und nicht erwartet werden kann, dass sie die schwierige Kommunikation mit schwerkranken Menschen bereits beherrschen; es sind eben Lernende. Ein möglicherweise ungünstig verlaufendes Simulationsgespräch kann durchaus alte Wunden aufreißen und zu einer (erneuten) Traumatisierung führen. Umgekehrt ist es auch möglich, dass eventuell gemachte schlechte Erfahrungen die Rollendarstellung und vor allem das Feedback der SPs so beeinflussen, dass es den Studierenden nicht gerecht wird. Möglicherweise hält sie das dann eher davon ab, sich später in der Praxis an solche schwierigen Gespräche heranzutrauen und verleitet sie, die Gespräche anderen zu überlassen. Das widerspricht aber eben den Zielen der Kommunikationstrainings. Daher muss im Einzelfall gut abgewogen werden, ob ein Einsatz in einer Rolle mit einer selbst durchlebten Erkrankung sinnvoll ist.
Verfügbarkeit und Erreichbarkeit
Neben diesen inhaltlichen Aspekten spielen selbstverständlich auch organisatorische Fragen eine Rolle. Sie sollten als SP gut erreichbar sein. Das bedeutet, Sie müssen über eine E-Mail-Adresse verfügen und diese mindestens 2-3 Mal wöchentlich abrufen, besser täglich (Urlaubszeiten selbstverständlich ausgenommen). Sowohl die Lehrveranstaltungen als auch die Prüfungen finden in aller Regel tagsüber in der Woche statt.
Der Umfang der Einsätze hängt dabei sehr von der jeweiligen Veranstaltung ab. Es gibt z.B. Lehrveranstaltungen, die einmal pro Halbjahr in sieben aufeinanderfolgenden Wochen stattfinden und in denen bestimmte Rollen an drei Vormittagen pro Woche zu besetzen sind, andere finden in 14 Wochen pro Halbjahr statt, erfordern aber nur eine Rolle für zwei Stunden an einem Nachmittag pro Woche. Prüfungen hingegen finden in der Regel einmal pro Halbjahr statt und können von wenigen Stunden bis zu drei aufeinanderfolgenden Tagen ganztägig stattfinden und viele SPs gleichzeitig benötigen.
In keinem Fall müssen Sie allerdings bei der Übernahme einer Rolle für den gesamten Zeitraum zur Verfügung stehen. Alle Rollen werden mehrfach besetzt und die Termine auf alle SPs mit der gleichen Rolle verteilt. Dies dient zum einen dazu, die Durchführung der Lehrveranstaltungen und Prüfungen sicherzustellen und hat zum anderen für Sie den Vorteil, Termine noch einmal tauschen oder abzugeben zu können, falls Ihnen etwas dazwischenkommt.