Infos für Simulationspersonen
Simulationspersonen (SPs) sind (nicht-)professionelle Darsteller*innen, die in Lehrveranstaltungen und Prüfungen Patient*innen oder auch Angehörige darstellen und die den Lernenden in vielen Fällen im Anschluss ein Feedback darüber geben, wie diese auf sie gewirkt haben.
Als SP erhalten Sie ein Rollenskript, das u.a. grundlegende Informationen zur Person sowie eine Beschreibung der darzustellenden Erkrankung auf der Ebene der Symptome enthält. Bei chronischen Erkrankungen können auch weitergehende Informationen enthalten sein, die chronische Patient*innen üblicherweise haben. Je nach Erkrankung und Lernzielen der Veranstaltung können auch umfangreichere Informationen zum familiären und sozialen Umfeld sowie weiteren psychosozialen Faktoren zum Rollenskript gehören. Auf Basis des Skriptes wird die Figur entwickelt, in vielen Fällen in Zusammenarbeit mit den Schauspieler*innen
In Abhängigkeit von Rolle und Einsatzbereich variiert das Ausmaß, in dem die Rolle standardisiert ist. Bei Rollen für Lehrveranstaltungen besteht oft ein recht großer Freiraum für Variationen und die individuelle Ausgestaltung der Person. Für Prüfungen hingegen sind die Angaben zur Person in der Regel zwar sehr begrenzt, weil für eine ausführliche Anamnese durch die Prüflinge ohnehin keine Zeit bleibt, gleichzeitig sind der erste Satz der SPs sowie die genauen Symptome und wann bzw. unter welchen Bedingungen sie preisgegeben werden, genau festgelegt. Das Ziel ist, möglichst gleiche Bedingungen für alle Prüflinge zu schaffen.
Wo und in welcher Funktion wird eine SP tätig?
Im KISS werden Simulationspersonen (SPs) eingesetzt zur Unterstützung des erfahrungsbasierten Lernansatzes und in praktischen Prüfungen.
Die praktische Ausbildung im Umgang mit zu behandelnden Personen hat in der Medizin in den letzten Jahrzehnten zunehmend an Bedeutung gewonnen. Bestand das Medizinstudium früher im Wesentlichen aus Vorlesungen, gehören heute praktische Anteile zum Standard. Und hier werden auch die SPs aktiv – besonders wenn es um die (ärztliche) Gesprächsführung geht.
Die (ärztliche) Gesprächsführung im gesundheitlichen Bereich beginnt mit der sogenannten Anamnese. Sie besteht darin, sich ein umfassendes oder zumindest hinreichendes Bild von der erkrankten Person, ihrer Lebenssituation und ihrer aktuellen und vergangenen, relevanten Krankheitsgeschichte zu machen. Je nach (Lehr-)Situation kann der Anamnese auch eine körperliche Untersuchung folgen. Manche Befunde sind simulierbar oder können mit technischen Hilfsmitteln realitätsnah erzeugt werden. In anderen Fällen teilen die Lehrenden, bei korrekt durchgeführter Untersuchung, den Befund mit, der in der Realität auftauchen würde.
Zur Anamnese kommen auch andere Gesprächstypen hinzu, z. B.:
- Aufklärungsgespräche, z.B. vor einer Operation
- Motivierende Gesprächsführung, z.B. um mit dem Rauchen aufzuhören
- Gespräche mit aufgebrachten oder besonders besorgten zu behandelnden Personen oder Angehörigen
- Das Überbringen schlechter Nachrichten, z.B. über schwere Erkrankungen bis hin zum bevorstehenden eigenen Tod oder dem bereits eingetretenen eines nahen Angehörigen usw.
- Weitere Einsatzmöglichkeiten bestehen z.B. in der Notfallausbildung als Opfer eines Unfalls oder zu behandelnder
nPerson mit einer akuten lebensbedrohlichen Erkrankung.
Wo gelehrt wird, wird auch geprüft. Neben theoretischen Prüfungen werden auch praktische Prüfungen durchgeführt,. mMeist als sogenannte OSCE (= Objective Structured Clinical Examination). Bei diesem Prüfungsformat durchläuft eine Gruppe Prüflinge einen Parcours mit Stationen, in denen sie in einem festgelegten Zeitrahmen unterschiedliche Aufgaben im gesundheitlichen Bereich erledigen müssen. Diese können z.B. das fachgerechte Anziehen steriler Handschuhe oder das Nähen einer (künstlichen) Wunde sein. Zu diesen Aufgaben gehören aber auch Kontakte mit zu behandelnden Personen oder, z.B. in der Kinderheilkunde, mit den Angehörigen der zu versorgenden Kinder. In der Regel geht es dabei um die Anamnese, ggf. Untersuchung und/oder Auswertung von (vorbereiteten) Befunden bis hin zu Therapievorschlägen.
Warum werden SPs eingesetzt?
Studierende und Lehrende profitieren vom Einsatz von Simulationspersonen.
Vorzüge für Studierende und Lehrende:
- Wiederholbarkeit von Simulationen
- Übung von Situationen, die in die Intimsphäre realer Patientinnen und Patienten über Gebühr eingreifen würden
- Einblick in die Patient*innenperspektive
- Qualifiziertes Feedback
- Standardisierte Prüfungsbedingungen
Zusätzliche Vorzüge für Lehrende.
- Planbarkeit der Einsätze im Vergleich zum Einsatz realer Patient*innen in der Ausbildung
- Gezielte Auswahl didaktisch sinnvoller Krankheitsbilder und –verläufe
Sie möchten SP werden? Das sollten Sie mitbringen
(Kein) medizinisches Vorwissen
Um SP zu werden, benötigen Sie keine besonderen medizinischen Vorkenntnisse. Die meisten realen zu behandelnden Personen haben diese schließlich auch nicht. Alles, was Sie über die Krankheit wissen müssen, steht im Rollenskript. Manchmal können weitergehende Vorkenntnisse sogar hinderlich sein, weil sie dazu verleiten können, anders zu agieren, als zu behandelnde Personen ohne Vorwissen dies tun würden. Dies kann auch bei längerem Einsatz in der gleichen Rolle zu einem Problem werden.
Als SP sind Sie in der Regel bei einem Großteil oder sogar der gesamten Nachbesprechung einer Simulation dabei und erhalten damit ein immer tiefergehendes Wissen über die von Ihnen dargestellte Erkrankung. Damit dies für die kommenden Simulationen nicht zum Nachteil wird, führen wir als Qualitätssicherungsmaßnahme regelmäßige Beobachtungen durch und sprechen es an, wenn sich die Rollendarstellung so verändert hat, dass sie den Lernzielen der Veranstaltung nicht mehr dienlich ist. Unter Umständen kann dann auch der Wechsel in eine andere Rolle angezeigt sein.
Glaubwürdige Darstellung
Eine Grundvoraussetzung für die Arbeit als SP ist, zu behandelnden Personen glaubwürdig darstellen zu können. Ein wichtiger Baustein dafür sind die Rollenskripte und ein anfängliches Rollentraining. Selbstverständlich verhalten sich aber nicht alle zu versorgenden Personen gleich. Je nach Rolle und Verwendung (Lehre oder Prüfung) bestehen gewisse, unterschiedlich große Freiräume in der Ausgestaltung der Rolle. Insofern gibt es nicht Die Eine, einzig glaubwürdige Darstellung, sondern viele Möglichkeiten. Die bereits erwähnten regelmäßigen Beobachtungen dienen auch dazu, die Glaubwürdigkeit der Darstellung dauerhaft sicherzustellen.
Die Simulationen sollen realitätsnah und lebendig sein und so, wie die Rollendarstellung variieren kann, so verhalten sich auch die Lernenden mitunter sehr unterschiedlich. Abgesehen von den Festlegungen für die Standardisierung von Prüfungen, verbieten sich daher festgeschriebene Texte von selbst. Vielmehr ist es notwendig, auf Basis der Rollenbeschreibung eine genaue Vorstellung von der darzustellenden Person zu entwickeln und dann im Kontakt mit seinem Gegenüber zu improvisieren. Dies erfordert eine hohe Aufmerksamkeit für das jeweils aktuelle Geschehen.
Feedbackkompetenz
Eine hohe Aufmerksamkeit ist jedoch nicht nur mit Blick auf ein angemessenes Verhalten wichtig, sondern auch mit Blick auf das in vielen Fällen folgende Feedback. SPs müssen gleichzeitig ihr Gegenüber und sich selbst beobachten. Im Feedback soll das Verhalten des Gegenübers zunächst nicht-wertend beschrieben werden, um dann die eigene Reaktion auf dieses Verhalten mitzuteilen. Dies soll so erfolgen, dass das Gegenüber diese Rückmeldung auch dann gut annehmen kann, wenn sie kritisch ist. Wie für die Darstellung der Rolle, erfolgen daher auch für das Feedbackgeben ein verpflichtendes Training und regelmäßige Beobachtungen mit Nachbesprechungen.
Eigene Erkrankungen
Einen besonderen Aspekt stellen selbst durchlebte Erkrankungen dar. Einerseits können eigene Erfahrungen mit einer Erkrankung helfen, sich in die Situation der zu behandelnden Personen einzufühlen und die Rolle glaubwürdig darzustellen. Bei ernsten oder gar lebensbedrohlichen Erkrankungen ist hingegen Vorsicht geboten. Bei einer akuten Erkrankung werden Sie, auch wenn Sie prinzipiell arbeitsfähig sein sollten, nicht in einer Rolle mit der gleichen Erkrankung eingesetzt werden. Bei zuvor durchlebten Erkrankungen oder chronischen Erkrankungen, die gut behandelt sind, ist dies eine Frage, die individuell beantwortet werden muss.
Manche SPs möchten gerade wegen ihrer positiven oder auch negativen Erfahrungen während der Erkrankung genau diese spielen. Dies kann nur dann befürwortet werden, wenn die Erlebnisse gut verarbeitet sind und sie eine gewisse Distanz zum Erlebten gewonnen haben. Dies dient Ihrem eigenen Schutz, aber auch dem der Studierenden. Zum einen ist zu bedenken, dass es eben Studierende sind und nicht erwartet werden kann, dass sie die schwierige Kommunikation mit schwerkranken Menschen bereits beherrschen; es sind eben Lernende. Ein möglicherweise ungünstig verlaufendes Simulationsgespräch kann durchaus alte Wunden aufreißen und zu einer (erneuten) Traumatisierung führen. Umgekehrt ist es auch möglich, dass eventuell gemachte schlechte Erfahrungen die Rollendarstellung und vor allem das Feedback der SPs so beeinflussen, dass es den Studierenden nicht gerecht wird. Möglicherweise hält sie das dann eher davon ab, sich später in der Praxis an solche schwierigen Gespräche heranzutrauen und verleitet sie, die Gespräche anderen zu überlassen. Das widerspricht aber eben den Zielen der Kommunikationstrainings. Daher muss im Einzelfall gut abgewogen werden, ob ein Einsatz in einer Rolle mit einer selbst durchlebten Erkrankung sinnvoll ist.
Verfügbarkeit und Erreichbarkeit
Neben diesen inhaltlichen Aspekten spielen selbstverständlich auch organisatorische Fragen eine Rolle. Sie sollten als SP gut erreichbar sein. Das bedeutet, Sie müssen über eine E-Mail-Adresse verfügen und diese mindestens 2-3 Mal wöchentlich abrufen, besser täglich (Urlaubszeiten selbstverständlich ausgenommen). Sowohl die Lehrveranstaltungen als auch die Prüfungen finden in aller Regel tagsüber in der Woche statt.
Der Umfang der Einsätze hängt dabei sehr von der jeweiligen Veranstaltung ab. Es gibt z.B. Lehrveranstaltungen, die einmal pro Halbjahr in sieben aufeinanderfolgenden Wochen stattfinden und in denen bestimmte Rollen an vier drei Vormittagen pro Woche zu besetzen sind, andere finden in 14 Wochen pro Halbjahr statt, erfordern aber nur eine Rolle für zwei Stunden an einem Nachmittag pro Woche. Prüfungen hingegen finden in der Regel einmal pro Halbjahr statt und können von wenigen Stunden bis zu drei aufeinanderfolgenden Tagen ganztägig stattfinden und viele SPs gleichzeitig benötigen.
In keinem Fall müssen Sie allerdings bei der Übernahme einer Rolle für den gesamten Zeitraum zur Verfügung stehen. Alle Rollen werden mehrfach besetzt und die Termine auf alle SPs mit der gleichen Rolle verteilt. Dies dient zum einen dazu, die Durchführung der Lehrveranstaltungen und Prüfungen sicherzustellen und hat zum anderen für Sie den Vorteil, Termine noch einmal zu tauschen oder abzugeben zu können, falls Ihnen etwas dazwischenkommt.
Sie möchten SP werden? Informationen zur Mitarbeit und Vergütung
Die Arbeit als SP an der Universität zu Köln ist eine Tätigkeit in freier Mitarbeit. Es wird ein Vertrag geschlossen, der Rechte und Pflichten grundsätzlich regelt. Dazu gehören z.B.:
- die Regelung der Vergütung (Details auf Nachfrage),
- was im Falle einer Verhinderung bei einem bereits vereinbarten Termin zu geschehen hat,
- Ihr Anspruch auf Bezahlung, wenn wir einen bereits fest vereinbarten Termin weniger als drei Wochen vorher unsererseits absagen,
- dass Sie Ihre Einnahmen selbst versteuern müssen,
- dass Sie für Ihren Versicherungsschutz selbst verantwortlich sind,
- Ihr Recht, auch an anderen Fakultäten als SP zu arbeiten,
- Regelungen zum vertraulichen Umgang mit Daten u. a. m.
Dieser Vertrag bildet einen Rahmen für die Zusammenarbeit. Er verpflichtet weder Sie eine bestimmte Anzahl von Einsätzen zu absolvieren noch uns Ihnen ein Minimum an Einsätzen anzubieten. Auch steht es Ihnen frei, jede angebotene Rolle und auch jeden angebotenen Termin ohne Angabe von Gründen abzulehnen. Die Verbindlichkeit von Terminen entsteht also erst in dem Moment, in dem sie konkret vereinbart werden.
Risiken und Nebenwirkungen
Viele SPs berichten auf der einen Seite, dass sich ihr Blick auf die Medizin verändert. Sie gehen bewusster, auch selbstbewusster mit dem um, was ihnen als zu behandelnde Person widerfährt. Sie schauen oft genauer hin, gerade in Bezug auf die kommunikativen Aspekte ihrer eigenen Arztbesuche. Auch erfahren Sie mit der Zeit einiges über die dargestellten Krankheiten und lernen so manches dazu, auch wenn es immer nur ein Ausschnitt ist.
Auf der anderen Seite kann die Darstellung kranker, mitunter sterbender Menschen auch emotional sehr belastend sein, nicht nur nach einer selbst durchlebten Erkrankung. Daher ist es wichtig, die Rolle nach der Simulation und im besten Fall noch vor der Feedbackrunde wieder abzulegen. Dazu können Kleidungsstücke oder Requisiten hilfreich sein, die nur im Zusammenhang mit der Simulation Anwendung finden und anschließend abgelegt werden. Aber auch ein körperliches Abschütteln der Rolle im wahrsten Sinne des Wortes oder Rituale, sich selbst etwas Gutes zu tun, werden von manchen SPs angewandt, um aus der Rolle heraus und wieder zu sich selbst zu finden.
Aber wie gut dies auch immer gelingen mag, kann es doch auf Dauer sein, dass eine Rolle zu belastend wird. In diesem Fall ist es wichtig, dies ernst zu nehmen und anzusprechen. Wenn die Möglichkeiten, die Belastung einer Rolle zu reduzieren, nicht helfen, ist es u.U. die beste Lösung, zu einer anderen Rolle zu wechseln.